Was waren Deine ersten Kontakte mit der ARS?
Leider
habe ich die Protokolle der Anfänge nicht mehr gefunden, falls diese
damals überhaupt schon erstellt wurden. So weiss ich nicht, ob das
Treffen von 1974 auf dem Landsitz Castelen («Clavelhaus») von Augusta
Raurica bereits ein erstes ARS-Treffen war oder nur die Versammlung der
Althistoriker der Schweiz, bei der aber auch Archäologen (Rudolf
Fellmann) dabei waren. Ich kann mich erinnern, dass ich mit Prof. Ernst
Meyer, meinem Doktorvater, dort teilnahm und dabei über Caesar und die
Helvetier gesprochen habe. Zu meiner damaligen Lebenssituation: Nach
1970, nach der Geburt meines zweiten Kindes und nach dem Bezug unseres
Einfamilienhauses in Aarau, wurde ich wieder aktiver, ich besuchte seit
1970 einmal pro Woche das Oberseminar von Gerold Walser, Universität
Bern. Es war das einzige Oberseminar in Alter Geschichte für jüngere
Forscher und Forscherinnen in der deutschen Schweiz. Von 1974 an begann
ich, regelmässig Aufsätze zu rechtlichen Fragen und zu römischen
Inschriften der Schweiz in römischer Zeit zu publizieren.
1983/1984
wurde ich somit Präsidentin der ARS. Soviel ich mich erinnern mag, hatte
ich als Präsidentin oder ein Jahr zuvor im Tessin über die
Bleietiketten von Oberwinterthur referiert – mit solcher Begeisterung,
dass ich dann viel zu lang war und das ganze Programm zur Verzweiflung
der Tagespräsidentin damit durcheinanderbrachte. Ich verfasste von fast
allen meinen ARS-Vorträgen einen Aufsatz, so auch hier: « Die
Bleietiketten von Oberwinterthur-Vitudurum», Archäologie der Schweiz 7,
1984, 127-138.
Bleietikett, in Oberwinterthur-Vitudurum entdeckt |
Welche Entdeckung oder welches Forschungsprojekt hat Deine Karriere geprägt?
1978/1979 erhielt ich ein SNF-Stipendium für die Neuauflage der Inschriften, die Ernst Meyer in seiner Römischen Schweiz 1940 (mit Ernst Howald) herausgegeben hatte. Ich wurde angefragt, da ich mich mit dem Beitrag « Die römische Schweiz: Ausgewählte staats-und verwaltungsrechtliche Probleme im Frühprinzipat» in der Reihe «Aufstieg und Niedergang der römischen Welt» ANRW II, 5, 1 (1976), p. 288-403 dazu empfohlen hatte und regelmässig weiter publizierte. Walser hatte mich ermuntert, in dieser neuen Reihe zu publizieren, so wie er dies auch Heinz Herzig gegenüber tat. Mein fristgerecht erstelltes Manuskript wurde von Olivier Reverdin angenommen, doch dann (1980-1983) nicht gedruckt, da ich und auch andere Wissenschaftler (Franz Georg Maier) das Konzept des Buches veraltet fanden, da die Schweiz bekanntlich weder im Altertum noch auch später eine Einheit bildete. Diese Arbeit bildete jedoch die Grundlage für einen grossen Teil meiner wissenschaftlichen Tätigkeit, und ich griff immer wieder darauf zurück. Hingegen habe ich das kleine Buch von Ernst Meyer, Die Schweiz im Altertum in einer um einen Anhang erweiterten zweiten Auflage, Bern 1984 herausgegeben.
Kannst Du uns eine Anekdote über eine Tagung der ARS berichten?
Nicht
eine Anekdote, aber Reminiszenzen: Hans Lieb (gest. 2014) und ich
traten in seinen letzten zehn aktiven Jahren immer als «Duo» auf,
jeweils vor dem Nachtessen: wir hielten dann die epigraphischen
Kurzvorträge. Obwohl wir vor dem Essen sprachen, hörte uns das Publikum
zu! Immer übernahm ich dabei die Aufgabe, für meinen Kollegen die Fotos,
bzw. dann die Powerpoint-Präsentation zu liefern, da er dies nicht so
gut zu tun verstand und eigentlich lieber mit Papiervorlagen und
ausführlicher Beschreibung der Buchstaben und/oder einem
Hellraumprojektor vortragen wollte. Das konnte ich ihm ausreden. Den
letzten derartigen Beitrag «Brutto-Tara – Netto: dreiteilige
Gewichtsinschriften auf Gefässen», allerdings nicht für die ARS, sondern
für die nachher gedruckte Tagung DUCTUS in Mainz (2015) habe ich noch
auf dem Computer.
Wie siehst Du die Entwicklung der römischen Archäologie in der Schweiz in den nächsten Jahren?
Es
scheint mir als bald 85jährige vermessen, etwas über die Zukunft
aussagen zu wollen. Ihr habt die Zukunft und müsst sie gestalten, ich
verwalte sozusagen die Vergangenheit.
Hast Du einen Wunsch zum Geburtstag der ARS?
Ich wünsche Euch allen, dass Ihr mit Freude und Lust in der Provinzialrömischen Archäologie arbeiten und dieses Engagement dann jeweils an den Tagungen auch verbreiten könnt.
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